Torloses Derby zwischen der TSG und Ilshofen

Der Punkt war zu wenig. Für beide Clubs. Die TSG Öhringen hätte dringend einen Dreier im Abstiegskampf benötigt, der Verbandsligist TSV Ilshofen im Aufstiegskampf. Die Gastgeber hatten nach dem 0:0 im heimischen Otto-Meister-Stadion nach zuletzt vier Niederlagen in Folge trotzdem gut lachen. Die Ilshofener haderten mit sich, dem Gegner und dem Rasen. Aber die Gäste waren über 90 Minuten einfach zu harmlos.

Dem hoch gehandelten Verbandsliga-Fünften fehlten in der Offensive die Ideen und auch das Tempo, um die Öhringer Defensive in große Bedrängnis zu bringen. Die ganz klaren Möglichkeiten blieben aus. „Unsere Spielweise, gerade gegen den Ball, war um einiges besser als zuletzt“, sagte TSG-Trainer Wolfgang Guja. „Taktisch und von der Einstellung her hat es gepasst – auch, wenn im Spiel nach vorne nicht viel rauskam.“ Die Priorität gegen Ilshofen lag auf der stabilen Defensive. „Wichtig ist, dass wir mal zu Null gespielt und Sicherheit reinbekommen haben“, meinte Guja. Der Ilshofener Innenverteidiger Maximilian Egner sprach von „einem umkämpften Spiel“.

Öhringen versuchte von Beginn an die Räume eng zu machen, schaffte es aber trotzdem, die Partie in der ersten halben Stunde offen zu gestalten. Durch einen Kopfball von Johannes Deibert (16. Minute) hatte die TSG in der ersten Halbzeit die beste Chance; er zielte etwas zu hoch. „Danach war dann aber Ilshofen spielbestimmend“, sagte Abteilungsleiter Michael Carle. „Die ganz klaren Chancen hatten die Gäste aber auch nicht.“

Der TSV setzte auf Ballbesitz und Dominanz. Oft lief der Ball aber vor allem quer. Die TSG bot in ihrer eigenen Hälfte einfach zu wenige Räume an. Auch Diagonalpässe der Gäste brachten oft nur Raumgewinn. Die Öhringer schafften es, die Ilshofener immer wieder in Zweikämpfe zu verwickeln. Sie hielten diszipliniert, hart, aber meist fair dagegen. Und wenn die Ilshofener mal durchbrachen, war spätestens bei Torhüter Nicolas Braun Endstation oder ein Öhringer brachte noch ein Bein dazwischen.

In der zweiten Halbzeit spielte sich ein Großteil der Partie zwar in der Öhringer Hälfte ab, Gefahr vor dem Tor herrschte aber nur selten. In der 58. Minute kam Benjamin Kurz mal durch, doch bei einer Hereingabe schnappte sich Braun den Ball. In der 70. Minute zog Michele Varallo einfach mal ab, der Ball flog weit über das Gehäuse. Zu selten verschärften die Gäste das Tempo. Zu selten versuchten sie, über ihre schnellen Außen zum Erfolg zu kommen. Die TSG hatte es meist relativ einfach, zu verteidigen.

Wolfgang Guja bildete schließlich auch drei Jahre mit Ralf Kettemann das Ilshofener Trainerduo und wusste genau, was auf seine Mannschaft zukommen würde. Wie gut der Ilshofener Kader – vor allem in der Offensive – besetzt ist, zeigte sich bei den Auswechslungen. Kettemann legte mit den Regionalligaerfahrenen Maximilian Gebert und Ramazan Kandazoglu sowie dem ehemaligen Profi Martin Hess nach. Doch auch sie setzten in der letzten Viertelstunde kaum noch Akzente.

Ein weiterer Ex-Profi und ehemaliger Öhringer, Andrej Nagumanov, schmorte gar auf der Bank. Trotz geballter Qualität blieb das TSV-Offensivspiel blass. Unter anderem, weil die Öhringer diszipliniert blieben, dagegenhielten und es schafften, Fehler zu vermeiden. „Es war irgendwie ein typischen 0:0-Spiel. Wir haben es spielerisch versucht. Im letzten Drittel hat es aber gefehlt. Wichtig war, dass wir mal wieder zu Null gespielt haben.“ In den beiden Spielen zuvor hatte Ilshofen sieben Gegentreffer kassiert.

1. Mannschaft fiebert Derby entgegen

Drei Jahre lang bildeten Ralf Kettemann und Wolfgang Guja das Trainer-Duo beim TSV Ilshofen. Sie schafften zusammen den Aufstieg von der Landes- in die Verbandsliga. Nach einem Jahr im württembergischen Oberhaus trennten sich ihre Wege wieder. „Er weiß, wie ich über Fußball denke. Umgekehrt gilt das auch“, meint Kettemann. Nun stehen sie sich am Samstag um 15.30 Uhr als Gegner gegenüber. Guja hat in der Winterpause die TSG Öhringen von Marius Müller übernommen. „Er hat dort sicher seine Ideen eingebracht“, ist Kettemann überzeugt. „Ich freue mich auf das Derby. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Es werden sicher viele Bekannte da sein“, sagt Guja. „Ich wünsche mir einen guten Tag von meiner Mannschaft, von der Stimmung her und vom Drumherum.“

Die Ausgangslage: Nach einem guten Start ins Jahr und sieben Punkten aus drei Spielen legte die TSG Öhringen zuletzt eine Niederlagenserie von vier Spielen hin. Sechs Punkte beträgt der Abstand des Vorletzten auf die Nichtabstiegsplätze. „Der Klassenerhalt ist momentan in weite Ferne gerückt“, sagt Guja. „Es wäre schade, wenn wir absteigen, aber die Welt geht auch dann nicht unter.“ Der TSV Ilshofen steht auf Rang fünf, nach der Niederlage von Spitzenreiter Dorfmerkingen und dem Hollenbacher Unentschieden, kann der TSV aber wieder nach oben schauen. Aber bereits nächsten Mittwoch steht ein Highlight für Ilshofen an. Im Halbfinale des WFV-Pokals ist der Drittligist SG Sonnenhof Großaspach zu Gast. „Ich glaube nicht, dass die sich für das Pokalspiel schonen. Und selbst wenn es eine Rotation geben sollte, ist der Ilshofener Kader so stark besetzt, dass es keinen Riesenunterschied macht“, sagt Guja. „Die werden unbedingt gewinnen wollen und eine exzellente Truppe auf den Platz schicken – egal, wer spielt.“

Die Personalsituation: Bei der TSG Öhringen sind im Vergleich zum 4:7 beim Tabellenvierten TSG Tübingen Kevin Müller und Daniel Alankus wieder im Kader. Dafür fallen Steffen Pscheidl und Markus Herkert aus. Bei Ilshofen fehlen Kevin Lehanka (Bänderriss) und Jannis Gehring (Adduktorenprobleme). Zudem ist Lukas Lindner angeschlagen.

Die Einschätzung: „Sportlich ist das ein Riesenunterschied. Das ist David gegen Goliath“, sagt Guja. „Ilshofen hat schon eine große individuelle Qualität. Deshalb ist es sehr schwer, die unter Kontrolle zu halten. Die sind sehr variabel. Ganz eindämmen werden wir sie nicht können. Auf der anderen Seite bieten sich gegen Mannschaften die nach vorne spielen immer wieder Räume.“ Und gerade in der Defensive zeigte sich Ilshofen zuletzt anfällig (sieben Gegentore in zwei Spielen). Die letzten Ilshofener Spiele waren zwar höchst unterhaltsam, aber enthielten auch jede Menge Fehler, die Kettemann anprangerte: „Da geht es nicht nur um individuelle Dinge, auch mannschaftstaktisch gab es Fehlerchen.“ So seien beispielsweise die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen zu groß gewesen „und in den 1:1-Duellen waren wir teilweise zu passiv“. Auch wenn es gegen Neckarrems zuletzt etwas besser gewesen ist, gibt Kettemann zu: „Bisher war ich noch nicht erfolgreich. Es wäre schön, wenn wir die Sachen in den Griff bekämen. Wir können uns nicht darauf verlassen, immer in der 81. Minute das 4:3 zu erzielen.“